Unser zweiter Schwerpunkt in Tansania ist die Verbesserung der Gebärmutterhalskrebsvorsorge. Nachdem wir im März 2020 unseren ersten Kolposkopiekurs zur Prävention des Gebärmutterhalskrebses in Tansania wegen Corona nur digital abhalten konnten, wurde im Oktober 2021 der erste Kurs am St Francis Hospital in Ifakara live durchgeführt.
Im Oktober 2022 war jetzt der 3. Kurs möglich. 30 interessierte Personen aus dem Gesundheitssektor aus ganz Tansania waren bei dem 7-tägigen Kurs dabei, der zum ersten Mal nicht nur einen theoretischen, sondern auch einen praktischen Teil beinhaltete. Vier Teilnehmende aus Tabora, darunter Dr. Nathan Warioba, waren ebenfalls nach Ifakara gereist, um an dem Kurs teilzunehmen.
Dieses Jahr haben wir den Kurs auf vielseitigen Wunsch der Teilnehmenden, um einen praktischen Teil ergänzt. Nach einem eintägigen reinen Theorietag, beinhalteten die nächsten drei Tage einen Theorieteil am Vormittag und einen praktischen Teil im St. Francis Referral Hospital in Ifakara am Nachmittag. Die letzten drei Tage des Kurses fuhren wir in entlegene Dörfer zum Screeening und Therapie vor Ort „Outreach-Programm“. Vor allem dank dieses Kursanteiles und der Co-Leitung des Kurses durch die Chefärztin der Frauenklinik des St. Francis Referral Hospital Ifakara (SFRH) Dr. Sister Nathalia Makunja wurde der Kurs vom Gesundheitsministerium in Tansania akkreditiert und zwar mit dem Maximum an möglichen Punkten. Diese 20 Punkte entsprechen einem Jahressoll für die Fortbildung in Tansania für Ärztinnen und Ärzte. Unser Kurs ist damit auch der erste vom Tansanischen Gesundheitsministerium akkreditierte Kolposkopiekurs in Tansania überhaupt.
Als tansanische Ausbilderin hat uns Frau Flora Lyimo wie 2021 bereits wieder unterstützt, was auch für uns eine riesige Bereicherung war.
Wir konnten den Teilnehmenden unser Wissen in der Beurteilung des Gebärmutterhalses weitervermitteln und die Diskussion über die gemeinsam gesehenen Befunde war für beide Seiten bereichernd. Gleichzeitig lernten die Kursteilnehmenden die Möglichkeiten des Screenings mit HPV-Tests kennen und das Laborteam in Ifakara diese zu analysieren. Innerhalb von 4 Stunden konnten wir den Frauen in den Dörfern ihr Ergebnis mitteilen und denjenigen Frauen mit erhöhtem Risiko entweder sofort einen kleinchirurgischen Eingriff (Thermoablation bzw. LEEP-Konisation) zur Therapie oder aber ein angepasstes Screeningintervall anbieten.
Die Kombination der Fort- und Ausbildung der Teilnehmenden mit Screening in entlegenen Dörfern und wenn nötig der unmittelbaren Behandlung gefährdeter Patientinnen vor Ort führte zur optimalen Versorgung der Frauen und zur besonderen Ausbildungsmöglichkeit. Entlöhnt wurden wir von begeisterten Kursteilnehmenden. Es war uns auch möglich Dr. Gilbert Ndonje, einen Arzt des St. Francis Hospitals, zu einem geübten Chirurgen in der LEEP-Konisation auszubilden. Er kann diese Eingriffe jetzt ohne uns anbieten und auch das Laborteam in Ifakara kann die HPV-Analysen ohne uns durchführen.