Der thoraxchiurgische Einsatz fand wieder in Duschanbe im Oncological Center und im etwas ausserhalb der Stadt liegenden Machiton-Spital statt. Letzteres ist vor allem für benigne, d.h. primär entzündliche Thoraxerkrankungen zuständig. Beide Spitäler hatten kurz vor Ausbruch der Covid-Pandemie vom SST je einen voll ausgestatteten Thorakoskopie-Turm erhalten und waren deshalb nun neu gerüstet für minimal-invasive Eingriffe. Das Team bestand wie seit Anbeginn der thoraxchirurgischen Einsätze aus dem Thoraxchirurgen Ralph Schmid und der Operationsfachfrau Ini Linder. Neu hinzugekommen in diesem Jahr ist der Thoraxchirurge Claudio Caviezel.
Das Team konnte mit Freude feststellen, das auf Seiten Thoraxchirurgie seit dem letzten Besuch das meiste der bisher erbrachten Verbesserungen immer noch eingehalten wurde, vor allem auf Seiten der Anästhesie, der OP-Pflege und der sorgsamen Handhabung der Materialien.
Im Oncological Center zeigten sich mit dem Ärztlichen Direktor Zafar Huseinzoda und dem frisch eingesetzten Chef der Thoraxchirurgie Jovid Jamshedov, der zudem mehrere Lehrjahre in Paris verbracht hatte, sehr erfreuliche personelle Konstanten respektive Stellenbesetzungen. Damit kann die bisher geleistete Arbeit nicht nur weitergeführt, sondern auf ein höheres Niveau gehoben werden. Unter anderem wurde erstmalig - unter Supervision und Hilfe des SST - in Tadschikistan durch einen Tadjiken eine minimal-invasive, d.h. thorakoskopische Lobektomie durchgeführt. Jovid Jamshedov konnte mit dieser Operation und einigen Folgeeingrifen in der thorakoskopischen Chirurgie geschult werden. Im Rahmen der onkologischen Chirurgie wurde die Dringlichkeit eines zentralisierten Institutes für Pathologie und für zukünftige minimal-invasive, Lungengewebe-sparende Eingriffe ebenso wichtige Schnellschnittdiagnostik aufgezeigt. Hierfür konnten bereits erste, wichtige politische Schritte im Sinne von konstruktiven Gesprächen auf Ebene Gesundheitsministerium geführt werden. Der Focus im Oncologial Center wird in Zukunft also primär auf dem Ausbau der Pathologie und damit der präziseren onkologischen Chirurgie liegen. Parallel wird die Schulung der thorakoskopischen Chirurgie weiter einen wichtigen Stellenwert haben.
Im Machiton hingegen wurde ein dringendes medizinisches Bedürfnis erkannt: das chronische Pleuraempyem. Grundsätzlich wird es mittels einer Thorakoplastik, d.h. der Entfernung mehrerer Rippen, behandelt. Damit kann die eitrige Entzündung zwar meist ausgeheilt werden, der Eingriff hinterlässt aber einen mutilierenden Thoraxwanddefekt. Das SST konnte einer seit 8 Jahren darunter leidenden Patientin mittels einer Muskelverschiebeplastik, d.h. einem Brustwand-rekonstruktiven Eingriff, helfen. Um solche verstümmelnden Empyem-Behandlungen in Zukunft zu vermeiden, ist das SST nun dabei, eine sogenannte intrathorakale, Negativ-Druck-Therapie einzuführen, d.h. die Thoraxhöhle wird jeweils gespült, débridiert und nach Einlage von saugenden Schwämmen jeweils wieder verschlossen. Tatsächlich wurde das Material hierfür bereits organisiert, damit diese Art Eingriff jeweils mit lokalen Ressourcen erfolgen kann. Die Schulungen hierfür erfolgen ab dem nächsten Einsatz.
Alles in allem ist das thoraxchirurgische SST auf eine einmal mehr sehr offene und gastfreundliche Mitarbeiterschaft gestossen. Damit können weiterhin mit grossem Vertrauen Material gespendet und Fachpersonen geschult werden.