Neben gynäkologischen Patientinnen wurde eine grössere Anzahl von Mammakarzinompatientinnen untersucht und die Therapieoptionen mit den tadschikischen Kolleginnen und Kollegen diskutiert. Besonders die fehlende Verfügbarkeit der Östrogen- und Progesteronrezeptorbestimmung aus dem Tumorgewebe verunmöglicht eine rationale Indikation für eine antiöstrogene Behandlung. Im Rahmen der Diskussionen fiel auf, dass die Dosierung verschiedener Chemotherapeutika (Doxorubicin, Taxol) nicht gemäss der internationalen Standards erfolgt. Im Gespräch zeigte sich, dass die Chemotherapie systematisch zu tief dosiert wird, um Nebenwirkungen zu minimieren (wobei der reduzierte Antitumoreffekt und das erhöhte Rezidivrisiko in Kauf genommen werden). Offensichtlich sind in Tadschikistan aufgrund von Klagen der Patientinnen medizinische Onkologen haftpflichtig geworden und hatten Schadenersatz (wegen fehlendem Versicherungsschutz) zu zahlen.
Im Operationssaal wurde die Durchführung einer brusterhaltenden Operation bei Mastopathie (gutartige Brustdrüsenveränderung) beobachtet. Technisch wurde dieser Eingriff, der nach unserer Ansicht gar nicht indiziert war, schlecht durchgeführt, was zu einem sehr nachteiligen kosmetischen Resultat bei der jungen Patientin führte. Deshalb wurde ein Vortrag zum Vorgehen bei benignen Mammatumoren im Hospital Nr. 1 (Universitätsspital) und am Departement für Mammachirurgie am CC gehalten. Die Diskussion nach dem Vortrag zeigte einerseits grosse Zustimmung aber auch Kritik. Letzteres vorwiegend wegen unserer Empfehlung zu einem konservativen Vorgehen, was finanzielle Nachteile für den/die Chirurgen nach sich ziehen würde. Alim Salimovich Dzhuraev, der Leiter der Abteilung für Pathologie am Karobolo-Spital, wurde von den SST für eine 2-wöchige Weiterbildung im November 2017 zum Erlernen immunhistochemischer Untersuchungen (Bestimmung der Östrogen- und Progesteronrezeptoren) an Mammatumoren ins Institut für Pathologie des Universitätsspitals Basel eingeladen. (Edward Wight)