Einsatzberichte

Schmerztherapie, Dushanbe, Oktober 2024

Bereits die Anreise zu unserer Mission hielt einige unerwartete Herausforderungen für mich bereit. Da ich einen Tag später als der Rest des Teams über München nach Dushanbe reiste, wurde ich bei meiner Ankunft am Zoll in München aufgehalten. Die mitgeführten 10 kg Medikamente und Instrumente erforderten eine ausführliche Erklärung, was zu einem intensiven, aber letztlich lösbaren Gespräch führte. Dank der Geduld und Gründlichkeit der Zollbeamten konnte ich schliesslich nach einer detaillierten Überprüfung meines Passes – der alle bisherigen Missionen dokumentiert – meinen Weg fortsetzen. Trotz der knappen Zeit von nur noch 40 Minuten bis zum erneuten Check-in und Terminalwechsel schaffte ich es gerade noch rechtzeitig, den Flug zu erreichen.

Auch in Dushanbe setzte sich diese gründliche Kontrolle fort, und ich wurde erneut am Zoll gestoppt. Doch die eigentlichen Herausforderungen warteten erst vor Ort: Kurz vor unserem Einsatz erfuhren wir, dass der Chef der Neurochirurgie zwei Tage zuvor zum neuen Spitaldirektor ernannt worden war. Diese unerwartete Veränderung erforderte von uns eine rasche Anpassung der organisatorischen Abläufe und eine enge Abstimmung der Operationszeiten.

Umso mehr freuten wir uns über den herzlichen Empfang durch das Team der Neurochirurgie, das uns – wie schon im Mai – mit grosser Offenheit und Professionalität willkommen hiess. Unser erster Arbeitstag stand ganz im Zeichen der Patientenplanung und der Organisation minimal-invasiver Eingriffe unter Röntgen- und Ultraschallkontrolle. Es brauchte etwas Geduld, da die anderen Kliniken nicht rechtzeitig über unsere Anwesenheit informiert worden waren, was zu kleineren Verzögerungen führte. Doch dank der hervorragenden Zusammenarbeit konnten wir schnell mit unserer Arbeit beginnen.

Im Laufe unseres Einsatzes hatten wir die Gelegenheit, 35 neue Patienten zu untersuchen, zu behandeln oder bei Bedarf zur weiteren Abklärung an Spezialisten zu überweisen. Zusätzlich führten wir Nachkontrollen bei 10 Patienten aus unserem Einsatz im Mai 2024 durch. Insgesamt wurden 32 minimal-invasive Eingriffe durchgeführt, darunter Eingriffe an der Wirbelsäule und grossen Gelenken. Besonders hervorzuheben ist die beeindruckende Arbeit von Dr. Farrukh Botirov, der 29 dieser Eingriffe mit einer Erfolgsquote von 96 % durchführte. Nur ein Patient zeigte eine eingeschränkte Wirkung. Die Eingriffe im Bereich der Halswirbelsäule übernahm ich persönlich, da hierfür die Bildgebung verbessert werden musste.

Die Zusammenarbeit mit dem Team der Neurochirurgie war erneut äusserst konstruktiv und von grossem gegenseitigem Respekt geprägt. Die Fortschritte, die wir gemeinsam erzielen konnten, sind ermutigend und ein klares Zeichen dafür, wie wichtig es ist, diese Kooperation fortzusetzen. Für zukünftige Einsätze sind Vorträge und Weiterbildungen geplant, um das Wissen noch weiter zu vertiefen und auszubauen. Ebenso wäre die Rekrutierung von zusätzlichem Fachpersonal ein wichtiger Schritt, um die Nachhaltigkeit dieser Arbeit zu sichern.

Mein besonderer Dank gilt dem engagierten Team der Neurochirurgie, das uns mit seiner Unterstützung und seiner Professionalität erneut beeindruckt hat. Es ist ein grosses Privileg, Teil dieses Projekts zu sein und gemeinsam einen Beitrag für die Patientinnen und Patienten leisten zu dürfen.

Thomas Böhlen